Aldous Huxley und das Wiedersehen mit der ‘Brave New World’
Prof. Dr. Heinz Haber im Gespräch mit Aldous Huxley und Gösta von Uexküll über die miteinander in einem engen Zusammenhang stehenden Themen Bevölkerungswachstum, Staatliche Organisation, Geburten- und Todeskontrolle sowie Totalitarismus und Diktatur.
Aldous Huxley ist ein britischer Schriftsteller und Autor des 1932 erschienenen Romans ‘Brave New World’ (Schöne Neue Welt), der neben dem 1946 – 1948 verfassten und 1949 veröffentlichten Roman ‘1984’ von George Orwell als der einflussreichste dystopische Roman der Weltliteratur gilt. Gösta von Uexküll war ein deutscher Schriftsteller und Journalist für die ‘Welt’ und die ‘Zeit’, Friedensaktivist und Atomwaffengegner. Heinz Haber war ein deutscher Physiker, Schriftsteller und Fernsehmoderator.
Das Gespräch fand Anfang der 1960er Jahre statt und bezieht sich auf einen Review, eine Rückschau auf das Buch ‘Brave New World’ (Schöne Neue Welt, hier ‘Wackere Neue Welt’ genannt) in Form einer Sammlung von Essays mit dem Titel ‘Brave New World Revisited’. Darin untersucht Huxley die in dem Originalbuch getroffenen bzw. implizierten Vorhersagen und nimmt eine Art ‘Ergebniskontrolle’ der Entwicklungen und Veränderungen vor, die sich seither ergeben haben oder absehbar sind:
“Damals dachte ich, diese neue, wackere Welt läge noch weit in der Zukunft, mindestens 500 Jahre. Aber schon 30 Jahre später begann ich zu entdecken, dass viele der Dinge, die ich in die weite Zukunft projiziert hatte, bereits begannen, Tatsache zu werden. In diesem Licht nahm ich mir vor, ein neues Buch zu schreiben, ‘Wiedersehen mit der wackeren neuen Welt’, in dem ich die Dinge, die heute schon geschehen oder in der unmittelbaren Zukunft liegen, diskutieren wollte. Allerdings nicht in der Form eines Romans, sondern in der Form von einzelnen Essays. Ich wollte die Gefahren beschreiben und die Idee ausdrücken, dass wir gegen unseren Willen in eine Gesellschaftsform hineingedrängt werden, wie ich sie in der ‘wackeren neuen Welt’ beschrieben habe.”
Vom Bevölkerungswachstum über soziale Unruhen zur Diktatur
Das ursprünglich hier verlinkte Video der ARD-Sendung über Aldaus Huxley mit Prof. Heinz Haber und Gösta von Uexküll ist nicht mehr auf Youtube verfügbar. Als Ersatz hier ein Interview mit Aldous Huxley aus dem Jahre 1962. Ich bin nicht sicher, ob sich Heber und Uexküll in ihrer Sendung auf dieses oder ein anderes Interview bezogen.
Warum und wie rasantes Bevölkerungswachstum erst zu sozialen Unruhen und dann zu totalitären staatlichen Strukturen führt, beschreibt Huxley im Folgenden:
“… die Tatsache bleibt bestehen, dass wie heute einer beispiellosen Wachstumsrate der Bevölkerung gegenüber stehen. Als Folge dieser Tatsache werden wir alle in der ganzen Welt großen Schwierigkeiten entgegen gehen, besonders natürlich in den Entwicklungsländern, wo die Wachstumsrate der Bevölkerung am größten ist. Ich glaube, wir können schon heute ganz klar voraussehen, was passieren wird, wenn die Zahl der Menschen immer stärker auf die Vorratsquellen drücken wird.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse vor allem in den Entwicklungsländern werden immer prekärer werden, die Erwartungen der Menschen in diesen Ländern auf einen besseren Lebensstandard werden bestimmt enttäuscht werden, weil es ihnen einfach unmöglich sein wird, ihren Bevölkerungszuwachs volkswirtschaftlich einzuholen. Und alles, was sie auch unternehmen werden, wird von ihrer stets wachsenden Bevölkerung immer wieder zunichte gemacht.
Diese beiden Faktoren, nämlich die Enttäuschung und die allgemeine, prekäre ökonomische Situation, werden meiner Meinung nach unausweichlich zu einer immer mehr wachsenden Zentralisierung der Macht und zu einer immer weiter steigenden totalitären Kontrolle der Gesellschaft führen. Soziale Probleme führen immer zu sozialen Unruhen und soziale Unruhen enden schließlich fast immer in irgend einer Form von Diktatur.”
Die wissenschaftlichen Diktatoren der Zukunft werden dabei nach Ansicht Huxleys ihren Willen und ihre Macht nicht mehr mit Gewalt und Terror durchsetzen, sondern zu sanfteren, aber wesentlich effizienteren Methoden der Manipulation von Denken, Fühlen und Bewusstsein auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse greifen. Dabei könnten auch chemische Drogen eine Rolle spielen.
Um wissenschaftlichen Diktaturen vorzubeugen, sei eine informierte Öffentlichkeit von größter Bedeutung. Die Menschen müssen wissen, was in der Welt geschieht. Derzeit lenkten die Medien aber eher ab statt aufzuklären. Zudem müssten Probleme wie die Überbevölkerung unverzüglich angegangen werden, indem sich die klügsten Köpfe aus dem Bereich der Moralphilosophien, der Wissenschaften und der Politik zusammensetzten und gemeinsame Lösungen suchten. Nur so könne der endgültigen Versklavung der Menschen entgegengewirkt werden.
Brave New World, Film, Teil 1
»Direktlink Film ‘Brave New World’
Fernsehfilm von 1980, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Aldous Huxley, erschienen 1932.
Brave New World, Film, Teil 2
Schöne Neue Welt (Hörbuch, 8:05 Std.)
Schöne Neue Welt – Hörbuch. Dauer 8:05:00 Std.
Schöne Neue Welt (Hörspiel, 1:23 Std.)
Wers eilig hat: Hier das Hörspiel ‘Schöne Neue Welt’, eingedampft auf 1:23:33 Std.! 😉
Zitate von Aldous Huxley
1. “Facts do not cease to exist because they are ignored.”
2. “There’s only one corner of the universe you can be certain of improving, and that’s your own self.”
3. “That men do not learn very much from the lessons of history is the most important of all the lessons that history has to teach.”
4. “Happiness is not achieved by the conscious pursuit of happiness; it is generally the by-product of other activities.”
5. “That all men are equal is a proposition which at ordinary times no sane individual has ever given his assent.”
6. “Technological progress has merely provided us with more efficient means for going backwards.”
7. “An intellectual is a person who has discovered something more interesting than sex.”
8. “Experience teaches only the teachable.”
Quelle: IntellectualTakeout.org
Links:
Weitere Links:
Aldous Huxley (Wikipedia)
Schöne Neue Welt (Brave New World, Wikipedia)
Heinz Haber (Wikipedia)
Gösta von Uexküll (Wikipedia)
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