Laut einem Beitrag des BR, der sich u.a. auf eine Studie des Dartmouth College [2] in New Hampshire bezieht, ist nach bisherigen Erkenntnissen in Deutschland von einer Sterblichkeit bei Covid-19 / Corona Infektionen von etwa 1% auszugehen. Damit wäre die Sterblichkeit etwa 5 bis 10 x höher als die grob geschätzte Sterberate bei einer normalen Grippe, die auf 0,1% bis 0,2% der Infizierten geschätzt wird. Ich halte diese Darstellung für seriös und ziemlich realistisch.
Sterblichkeit
Von tendenziell noch höheren Sterberaten ist bei der Spanischen Grippe auszugehen, die zwischen 1918 und 1920 weltweit wütete und bei einer damaligen Weltbevökerung von knapp 2 Milliarden Menschen grob geschätzt zwischen 20 und 50 Millionen Todesopfer forderte. Die WHO geht bei der Spanischen Grippe von 500 Mio Infizierten aus, damit würde die Sterberate 4% bis 10% der Infizierten betragen, die Sterberate für die Gesamtbevölkerung läge zwischen 1% bis 2,5%. Allerdings waren die Menschen zu dieser Zeit z.T. durch den 1. Weltkrieg geschwächt und die medizinischen Möglichkeiten geringer als heute.
Im Unterschied zur Spanischen Grippe, bei der schwerpunktmäßig andere Symptome als bei Covid-19 auftraten und die vor allem in den jüngeren bis mittleren Jahrgängen zu hohen Sterbezahlen führte, steigt bei Covid-19 die Letalität mit zunehmendem Alter stark an, während die Gefahr für junge Menschen relativ gering ist. So beträgt die Letalität bis zu einem Alter von 30 Jahren unter 0,2%, bei einem Alter unter 50 Jahren unter 0,4%, zwischen 50 und 70 Jahren gut 2%, über 70 Jahren über 10%. Für Grippe liegen uns keine Statistiken bezüglich Sterblichkeit nach Alter vor, überhaupt beruhen Grippe-Statistiken zumeist auf sehr vagen Schätzungen, aber man kann wohl davon ausgehen, dass es auch dort normalerweise eine Steigerung gibt, je höher das Lebensalter ist.
Laut Statista betrug am Stichtag 15.12.2020 die Gesamtzahl der seit Ausbruch der Pandemie positiv getesteten Infizierten in Deutschland 1,36 Mio Menschen, durch oder mit Corona eingetretene Todesfälle gab es bis zu diesem Zeitpunkt gut 22.500. Aus diesen Zahlen ergäbe sich eine Sterberate von 1,65, unter Einbeziehung der nachlaufenden Sterbezahlen bei den aktuell hohen Raten von Neuinfektionen bis etwa 3%.
Allerdings muss man davon ausgehen, dass weder die Anzahl der tatsächlich Infizierten auch nur annähernd richtig erfasst ist – die Dunkelziffer dürfte weit höher sein als durch Tests ermittelt – noch dass die Sterbeursache einwandfrei geklärt ist. Ich gehe von einer mindestens doppelt so hohen Anzahl von Infizierten aus und einer halb so hohen Anzahl von tatsächlich durch Covid-19 verursachten Sterbefällen [Update: Laut Untersuchungen von Pathologen ist der Anteil der AN Corona Verstorbenen aber doch deutlich höher als 50%, im Uniklinikum Kiel betrug er 85%!) [2]. Das ergäbe dann eine Sterblichkeit, die nur noch – bzw. immer noch – etwa vier- bis achtfach so hoch ist, wie sie bei Grippe geschätzt wird, in jedem Falle aber deutlich höher als bei einer herkömmlichen Grippe.
Die vom Virologen Prof. Hendrik Streeck geleitete Heinsberg-Studie ergab eine Sterbequote von nur 0,37%, jedoch weist sie nach Ansicht vieler Experten Mängel insbesondere bei der Dunkelziffer der Infizierten auf, die vermutlich deutlich zu hoch angesetzt wurde und daher eine unrealistische, im Vergleich zu anderen Analysen niedrigere Sterberate ergab. Auch soll der Betrachtungszeitraum zu kurz gewählt worden sein. Sterbefälle, die über diesen Zeitraum hinaus erfolgten, sollen nicht berücksichtigt worden sein. Eine weitere Studie kommt zu einer Dunkelziffer, die das 4-fache der per Tests identifizierten Infektionen beträgt und daher zu einer Sterberate von 0,76 kommt. Nach derzeitigem Stand aller mir vorliegenden Informationen gehe ich von einer Sterberate von deutlich mehr als 0,5% bis zu 1% der Infizierten aus, also von einer 5 mal so hohen Streberate wie bei einer herkömmlichen Grippe.
Ansteckungsgefahr
Ein weiteres Problem bei Covid-19 ergibt sich daraus, dass die Ansteckungsgefahr gut 1,5 mal höher eingeschätzt wird als bei Grippe. Während ein Grippe-Infizierter etwa 1,3 weitere Menschen anstecken soll, soll ein Corona-Infizierter etwa 2,2 Menschen anstecken. Das könnte daran liegen, dass die Herdenimmunität bei Corona noch wesentlich geringer ausgeprägt ist als bei Grippe, aber auch daran, dass bei Corona bereits eine geringere Virenlast zu einer Ansteckung führen kann.
Folge- und Langzeitschäden
Sowohl bei Covid-19 wie bei Grippe kann eine Erkrankung mehr oder minder schwere Folge- und Langzeitschäden verursachen. Dass dies nicht nur bei Grippe, sondern auch bei Covid-19 der Fall ist, gilt als gesichert, in welcher Häufigkeit und Schwere damit zu rechnen ist, ist derzeit noch schwer abzusehen.
Keine Übersterblichkeit?
Rätsel scheint die bislang im Vergleich zu den Vorjahren ausbleibende Übersterblichkeit in der Gesamt-Sterbestatistik aufzugeben, die man bei einer gefährlichen Pandemie eigentlich erwarten würde. Dafür gibt es aber plausible Erklärungsansätze: Die Corona- Pandemie begann ausgangs des Winters – keine gute Zeit für grippeartige Viren. Wohl auch dank des frühen Lockdowns im April und weiterer Vorsichtsmaßnahmen im Sommer blieb die Zahl der Infektionen im Frühjahr und Sommer in Deutschland relativ gering, sie lag bei wenigen hunderttausend Infizierten – durch Tests festgestellt etwa 300.000 – und es gab lediglich knapp 10.000 Sterbefälle, die angesichts von rund 1 Mio jedes Jahr regulär zu erwartenden Sterbefällen kaum ins Gewicht fallen.
Zum Vergleich: In einer Grippesaison, die meist eingangs des Winters beginnt und im Frühjahr endet, infizieren sich bis zu 20 Mio Menschen in Deutschland, etwa 10 Mio lassen sich vor Beginn der Grippesaison impfen. Nahezu 2/3 der Menschen verfügen demnach entweder über ein robustes Immunsystem, sind noch von einer überwundenen Grippeerkrankung in den Vorjahren immunisiert oder kommen mit dem Virus gar nicht in Berührung. Bei Covid-19 muss man davon ausgehen, dass es keinerlei Basis-Immunität durch in vergangenen Jahren überwundene Covid-19 Infektionen gibt und sich daher auch deutlich mehr als 20 Mio Menschen anstecken könnten, wenn keinerlei Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Spanische Grippe, Asiatische & Hongkong Grippe
In den vergangenen Jahrzehnten kam es in schwereren ‘normalen’ Grippesaisons zu bis zu 25.000 Toten, bei der Asiatischen Grippe 1957/58 gab es 30.000 Tote, bei der Hongkong- Grippe Ende der 1960er Jahre kam es zu einer Übersterblichkeit von 50.000 im Verlauf von 1 1/2 Jahren.
Die schlimmste Grippe-Pandemie der letzten 100 Jahre, die Spanische Grippe, forderte weltweit schätzungeweise zwischen 25 Mio und 50 Mio Tote. In Österreich wurde die Anzahl der Todesopfer der Spanischen Grippe zwischen 1918 und 1920 auf etwa 20.000 geschätzt, was bei einer Einwohnerzahl von damals gut 6 Mio Menschen in Österreich etwa 250.000 Todesopfern in Deutschland entspräche. In einer anderen Untersuchung ist sogar von 426.000 Opfern der Spanischen Grippe im Deutschen Reich die Rede. Während Mediziner bei den gesundheitlichen Auswirkungen von Spanischer Grippe und Covid-19 erhebliche Unterschiede ausmachen, so könnten die Auswirkungen, was die Sterbe-Statistik anbetrifft, also durchaus vergleichbar sein, wenn keine Gegenmaßnahmen gegen die Corona- Pandemie getroffen werden.
Präventionsparadoxon
Im Vergleich zum Frühjahr 2020 droht nun aber die 2. Corona-Welle eingangs des Winters 2020 sehr massiv zu werden. Seit Oktober hat sie in wenigen Wochen zur Infektion von 1 Mio Menschen geführt, zuletzt 30.000 pro Tag. Mit dem Anstieg der Inzidenzen steigt auch die Übersterblichkeit in der Grafik bereits sichtbar an. Und der Winter ist noch lang. Käme es bei Covid-19 zu einer Pandemie in der Größenordung einer Grippe, so wäre also mit einer 5 bis 10 mal so hohen Anzahl an Todesopfern zu rechnen wie in einer mittelschweren Grippesaison, also 50.000 bis zu 200.000 Toten. Aufgrund der nicht existenten Herdenimmunität wären sogar noch erheblich höhere Opferzahlen möglich. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könnte dies dies zu einer Übersterblichkeit von 20%, möglicherweise aber auch 30% und mehr führen. Falls es nicht dazu kommt, dürfte das am sogenannten ‘Präventionsparadoxon’ liegen, welches bewirkt, dass eine Entwicklung durch geeignete Gegenmaßnahmen einen anderen Verlauf nimmt, als ohne diese Gegenmaßnahmen erwartbar gewesen wäre.
Ist der Lockdown sinnvoll?
Inzwischen, Stand Mitte Dezember 2020, laufen die Krankenhäuser und Intensivstationen voll mit an Covid-19 erkrankten Patienten. In einigen Kliniken herrscht bereits landunter und Patienten müssen in andere Krankenhäuser verlegt werden. Noch gibt es insgesamt Aufnahmekapazitäten, doch sie werden knapp, zumal angesichts des Umstandes, dass schwerwiegende Komplikationen zumeist erst im Verlauf einer Erkrankung auftreten, etwa ab der 3. Woche nach einer Ansteckung.
Es gibt grundsätzlich zwei Wege, einer Pandemie wie Corona Herr zu werden: Entweder durch massive Verringerung des Ansteckungsrisikos und damit der Ansteckungszahlen durch Maßnahmen wie MNS (Mund-Nasenschutz), Abstand, Hygieneregeln, Kontaktverfolgung bei Ansteckungen mit anschließender Quarantäne der Kontaktpersonen sowie Reduzierung alltäglicher Kontakte bis hin zum Lockdown – oder durch konzentrierten Schutz der Risikogruppen, also Schutz von älteren und alten Menschen sowie solchen mit Vorerkrankungen.
Letzten Endes wird man sich wohl aufgrund medizinischer, ökonomischer, sozialer sowie politischer Erfordernisse für eine Misch-Strategie entscheiden müssen. Die Pandemie ohne jegliche oder nur mit milden Gegenmaßnahmen laufen zu lassen, bietet zwar den Vorteil einer frühen Herdenimmunität und geringerer ökonomischer und sozialer Verwerfungen, führt jedoch zu sehr hohen Sterberaten und ist sozial wie politisch kaum durchzuhalten. Das sehen wir auch an etlichen politischen Entscheidungen und Korrekturen dieser Tage weltweit. So gehen Länder wie Schweden, GB oder die USA, welche die Pandemie zunächst sehr entspannt betrachteten, nach und nach dazu über, ihre Maßnahmen angesichts hoher Sterberaten zu verschärfen.
Mund-Nasenschutz-Maske
Eingangs des Winters 2020 ist das Tragen von Mund-Nasenschutz-Masken in geschlossenen öffentlichen Räumen wie Geschäften, Nahverkehrsmitteln oder bei Veranstaltungen in Gaststätten, Hallen und sonstigen geschlossenen Räumlichkeiten selbstverständlich geworden. Die Ernsthaftigkeit beim Umgang mit diesem in den einfachen Ausführungen ohnehin nur bedingt wirksamen Schutzmittel lässt jedoch zu wünschen übrig. Vielfach wird die Maske sehr lässig & locker getragen, oft schaut gar die Nase oberhalb der Maske heraus.
Da die Ansteckung bei Covid-19 sowohl über schwere und rasch zu Boden sinkende Tröpfchen als auch über wie ein Nebel durch den Raum wabernde Aerosole erfolgt, die lange in der Luft schweben, ist es, um die Schutzwirkung einer Maske zu nutzen, erforderlich, dass durch die Maske geatmet wird, so dass sie einen Mindestschutz vor Tröpfchen-Infektion wie vor Aerosolen bietet. Daher ist eine Mund- und Nase bedeckende, eng anliegende Maske zu empfehlen. FFP2- Masken sollen überdies nicht unerheblich zum Eigenschutz vor Viren beitragen.
Update 04.02.2021: Ist Mittsommer die Pandemie vorüber?
89% der Corona-Toten waren im Alter 70+,
über 97% in der Altersgruppe 60+.
Vermutlich wäre es die sinnvollste Strategie, auf Boris Palmer zu hören und die vulnerablen Gruppen (60+ & Vorerkrankte) effektiv zu schützen und ansonsten die im Gegensatz zu Shutdowns und Lockdowns vergleichbar milden AHA-Regeln anzuwenden, u.U. in Verbindung mit Hygiene-Konzepten. Für die Wirtschaft stellen Lockdowns eine enorme Belastung dar und bei den unter-60-Jährigen oder zumindest den unter-50-Jährigen verursachen die Maßnahmen und Einschränkungen insgesamt und unterm Strich gesehen vermutlich tendenziell höheren Schaden als Nutzen.
Unter der Voraussetzung, dass die zuletzt verstärkt in Erscheinung getretenen Mutationen des SARS-CoV-2-Virus nicht außer Kontrolle geraten, beherrschbar bleiben und keinen Game-Changer darstellen, könnte die Pandemie ca. Mittsommer, wenn die Risiko-Gruppen durchgeimpft sind, nach heutigem Sach- und Erkenntnisstand de facto im Wesentlichen vorüber sein. In Israel, den USA & GB und einigen anderen Ländern, die wesentlich zügiger beim Impfen sind, vermutlich schon einige Wochen oder gar Monate früher.
Links
Faktenfuchs: Warum Covid-19 gefährlicher ist als Grippe (BR)
RKI Corona Lagebericht 15.12.2020 (RKI)
Richter nennt Lockdown “katastrophale Fehlentscheidung” (Focus)
Dazu mal ein Netzfund:
Das neue Ioannidis-Paper ist natürlich wieder totaler Schrott, wie alles, was er seit einem Jahr über Corona veröffentlich. Sein wichtigster Trick ist, dass er lauter nichtrepräsentative kleine Fitzelstudien (z. B. von Blutspendern oder aus Entwicklungsländern) in seine Meta-Analysen aufnimmt, welche die IFR massiv unterschätzen und gleichzeitig sehr große Studien mit solidem Design aus der westlichen Welt, die viel höhere IFRs zeigen, unter fadenscheinigen Vorwänden ausschließt. Ne Reihe der Schrottstudien, auf die Ioannidis sich stützt, hatten dermaßen niedrige IFRs berichtet, dass sie in Kombination mit den aktuellen Todeszahlen implizieren, dass sich weit über 100 % der Bevölkerung angesteckt haben müssten. Es gibt über ein Dutzend Regionen und sogar 2 ganze Länder, in denen 0,3 bis 1,2 % der kompletten Bevölkerung an einer SARS-CoV-2-Infektion gestorben sind. Eine Letalität von 0,15 % würde bedeuten, dass sich dort 2 bis 8 Mal mehr Menschen angesteckt haben müssten, als es überhaupt gibt. Damit hat Ioannidis scheinbar kein Problem. Stattdessen greift er im Anhang seine bekanntesten Kritiker auch noch persönlich unter der Gürtellinie an. Sowas in ner wissenschaftlichen Studie ist echt unglaublich.
Hier ein ausführlicher Takedown:
https://threadreaderapp.com/thread/1375935382139834373.html
Seit Beginn der Coronakrise tut Ioannidis alles, um weitere Beispiele für seine berühmteste These („most published research is false“) zu liefern. Zur Erinnerung: Im März 2020 hat Ioannidis noch mit 10.000 Coronatoten für die USA gerechnet. Selbst Anfang April 2020 hat er noch maximal 40.000 versprochen. Aktuell sind es 550.000. SELBST JETZT stützt er sich bei seinem neuen Paper immer noch auf IFR-Studien, die maximal 40.000 Tote für die USA vorhersagen, also bereits heute um mehr als das Zehnfache durch die Realität widerlegt worden sind. Wie kann man sowas noch ernst nehmen?
Im Dezember 2020 ist ne richtig krasse Metastudie rausgekommen, die 1.153 Studien zum Thema Letalität und IFR von SARS-CoV-2 ausgewertet und dabei super strenge Qualitätskriterien angewendet hat. Bei Seroprävalenzstudien gibt es ne ganze Reihe von Fehlerquellen und Fallstricke, die man ausschließen muss, um kein verzerrtes Ergebnis zu bekommen. Dazu gehören z. B.:
– Schlechte Antikörpertests aus dem Frühjahr, die viele falsche Ergebnisse lieferten
– Keine Repräsentativität der getesteten Gruppe, z. B. Blutspender oder medizinisches Personal
– „Right Censoring“: Wenn Todesfälle aufgrund zu enger Deadlines bei der Datenaufnahme nicht berücksichtigt wurden. Dies war z. B. auch ein Designfehler bei Streecks Heinsbergstudie, wo fast doppelt so viele Infizierte an Covid-19 gestorben sind, als Streeck in seiner zu engen Deadline aufgenommen hatte. Dementsprechend ist die Letalität in Wahrheit auch fast doppelt so hoch, wie von Streeck berichtet.
Aufgrund gravierender methodischer Mängel wurden daher direkt mal über 1.000 der 1.153 Studien von der Analyse ausgeschlossen, u. a. auch Streecks Heinsbergstudie.
Das ist bis dato quasi das letzte Wort in Sachen Sterblichkeit, genauer kann man das kaum bestimmen. Ergebnisse:
– Global liegt die Infektionssterblichkeit bei 0,68 %.
– In den USA liegt die Infektionssterblichkeit von SARS-CoV-2 bei 0,8 % und ist damit 16 Mal höher als die der saisonalen Grippe.
– Wo immer es IFR-Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen, Regionen oder Ländern gab, ist das fast vollständig durch das Alter der Infizierten zu erklären. Wenn man eine Grafik mit dem Alter von Infizierten und der logarithmierten Infektionssterblichkeit erstellt, ergibt das fast eine perfekte Gerade, und zwar über alle untersuchten Länder hinweg. Da die Bevölkerung Europas älter als die der USA ist, sollte die IFR hier höher sein.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33289900/
Das Preprint der Studie hatte John Ioannidis gelesen und weil ihm das Ergebnis nicht passte, hat er innerhalb weniger Tage mit heißer Nadel und ohne Co-Autoren eine Gegenstudie zusammengezimmert, um die IFR erneut herunterzumanipulieren. Hauptsächlich tut er dies durch die Studienauswahl, z. B. zitiert er wieder seine eigenen längst widerlegten Schrottstudien aus dem Frühjahr. Auch Streecks Heinsbergstudie, die an besseren Qualitätskriterien scheitert, kommt in Ioannidis’ Auswahl.
Um die IFR herunterzumanipulieren, zitiert Ioannidis lauter unbrauchbare Seroprävalenzstudien von Anfang des Jahres 2020, die nicht mal niedrigsten Qualitätsstandards genügen. Dabei verstößt er regelmäßig grob gegen die PRISMA-Richtlinien für Meta-Analysen, die er einst selbst mitverfasst hatte. Dann zitiert Ioannidis bei diversen Studien einfach komplett falsche Zahlen. Z. B. hatten bei einer Studie mit Blutspendern in Rhode Island 0,6 % Antikörper, aber Ioannidis schreibt einfach so, es wären 3,9 % gewesen.
https://twitter.com/GidMK/status/1262956011872280577
Die WHO hatte Ioannidis’ vorletzte Studie damals in ihrem Bulletin veröffentlicht, was aber nichts heißen muss. Die WHO publiziert Tausende Studien in ihrem Bulletin. Das bedeutet nicht, dass sie sich die Ergebnisse zu eigen macht. Die WHO schreibt wörtlich:
„Das Bulletin der Weltgesundheitsorganisation wurde von der WHO als ein Forum für Experten im Bereich der öffentlichen Gesundheit geschaffen, um ihre Ergebnisse zu veröffentlichen, ihre Ansichten zu äußern und ein breiteres Publikum für kritische Fragen der öffentlichen Gesundheit zu gewinnen. Folglich entsprechen die von den Verfassern auf diesen Seiten geäußerten Ansichten nicht unbedingt den Ansichten der WHO.“
https://www.watson.ch/wissen/coronavirus/682094092-coronavirus-studie-zur-sterblichkeit-sorgt-fuer-wirbel
Tatsächlich verstehen die WHO-Experten natürlich, dass Ioannidis’ Methoden fragwürdig und seine Studienergebnisse daher nicht viel wert sind. Deshalb geht die WHO selbst, in Übereinstimmung mit der oben verlinkten Analyse von Levin et al., weiterhin von einer globalen IFR von 0,5 bis 1,0 % aus, wobei ihre wahrscheinlichste Schätzung 0,6 % beträgt und die Sterblichkeit in älteren Gesellschaften wie Europa und Nordamerika aber viel höher als im globalen Durchschnitt ist.
https://twitter.com/DrEricDing/status/1290592983197384708
https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/estimating-mortality-from-covid-19
https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/virtual-press-conference—2-july—update-on-covid-19-r-d.pdf
Nachtrag: Zu einer deutlich abweichenden Einschätzung hinsichtlich der Sterberate kommt der ‘Top Medizin Wissenschaftler’ John Ioannidis. Er geht von einer Sterberate von nur 0,125% aus, also etwa vergleichbar mit der herkömmlichen ‘normalen’ Grippe.
Die Knackpunkte in der Debatte sind offenbar die (Dunkelziffer) der tatsächlich Infizierten sowie die (Dunkelziffer) der tatsächlichen Todes-Ursache, also der tatsächlich ‘AN’ und nicht nur ‘MIT’ Corona Verstorbenen.
“Der weltweit führende Medizin-Wissenschaftler Stanford Professor John Ioannidis hat sich wieder mit einem Artikel zu Wort gemeldet, diesmal um European Journal of Clinical Investigation. Veröffentlicht in der Wiley Online Library. Ioannidis war der Erste, der Mitte März schon eine korrekte Abschätzung der Infektionssterblichkeit IFR vorgelegt hatte – damals 0,125% – die jetzt auch durch die WHO Zahlen bestätigt wurde. Er gibt nun einen Überblick über das bisherige Wissen und was wir weiterhin erwarten können.”
Top Medizin Wissenschaftler John Ioannidis zieht Corona Bilanz
https://tkp.at/2020/10/13/top-medizin-wissenschaftler-johnn-ioannidis-zieht-corona-bilanz/
Forscher: Corona-Todesrate ist wahrscheinlich geringer als 0,2 Prozent
https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/forscher-corona-sterblichkeit-betraegt-023-prozent-li.111917