Der Mensch ist ein Zwischenwesen. Seine Identität ist ein Dreiklang aus Natur, Kultur und individueller Erfahrung incl. Vernunft und Reflexion. Seine primären Bedürfnisse sind Nahrung, Schutz & Liebe, sein Streben gilt Wertschätzung seiner Leistung & Respekt vor seiner Position sowie Lernen & Erkenntnis. All das sind anthropologische Konstanten.
Damit spielt man nicht. Wer ein Element davon bestreitet oder ein Bedürfnis ignoriert, zerstört den sozialen Frieden in einer Gesellschaft. Und wer in politisch verantwortlicher Funktion an dem Ensemble dieser Komponenten herumfummelt, ‘Wasser predigt und Wein säuft’, natürliche Ressourcen künstlich verknappt, Vernunft und Entscheidungen für sich allein reklamiert und den Diskurs unterbindet, kulturelle Werte & Gepflogenheiten und Sozialisation nicht berücksichtigt und damit die Harmonie von Identität zerstört, hat die Welt und die Menschen nicht verstanden und in der Politik nichts verloren.
Der Mensch ist, wie er ist, und das ist auch gut so. Ein Mensch kann sich ändern, aber kein Mensch kann die Menschen ändern. Die letzten Versuche endeten in Gulags, KZs und auf killing fields. Wenn es in einer Gesellschaft, die nicht von außen bedroht wird, nicht stimmt, sind die Eliten das Problem, nicht die Bevölkerungen. Das ergibt sich schlicht aus der Aufgabenbeschreibung der Eliten seit der Aufklärung: Umsichtiges, behutsames Lenken im Einklang mit den anthropologischen Konstanten zum Wohle des Ganzen als Bedingung zum Wohle und zur Entfaltung der einzelnen Subjekte. Das ist die Essenz der Aufklärung. Und genau deswegen ist Regieren keine Angelegenheit für Abenteuer und Experimente, denn der Stein des Weisen ist keine Privatangelegenheit einer durchwachten Nacht oder einsamer Beschlüsse!
Wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen, fand Helmut Schmidt. Wenn das Ziel einer befriedeten Gesellschaft verfehlt wird, in Zeiten der Hochkonjunktur Alters- & Jugendarmut, Lohndumping und Wohnungsnot zunimmt und Hass und rohe Gewalt den öffentlichen Raum erfassen, haben die Eliten keinen fairen Ausgleich von Interessen zustande bekommen, weder zwischen den Menschen noch im Innern der Menschen und somit versagt. Dann ist es höchste Zeit, umzudenken oder dafür Sorge zu tragen, dass frische Kräfte mit tauglichen Konzepten ans Ruder gelangen.
Die aktuelle Situation in Deutschland erinnert an die Weimarer Republik vor 100 Jahren, aber bald noch mehr an den Bauernkrieg vor 500 Jahren. Auch damals konnten Adel & Klerus (‘Halt du sie dumm, ich halt sie arm’) den Hals nicht voll genug bekommen, erhöhten Steuern und Abgaben, schwangen mittels Ablassbriefen die einträgliche Schuld- und Moralkeule und schunden ihre Untertanen bis aufs Blut. Die Bauern verfassten daraufhin mit den ‘12 Artikeln’ die erste Erklärung der Menschen- und Freiheitsrechte der Welt und erhoben sich gegen die Unterdrücker.
Der Bauernaufstand wurde von Adel und Klerus erbarmungslos niedergemacht. 100.000 Bauern wurden niedergemetzelt. Doch der Kampf um Einfluss, vitale Lebensinteressen, Freiheit und Menschenrechte ging und geht weiter. In der Reformation, der im 30- jährigen Krieg erkämpften Glaubensfreiheit, in den sozialen Revolutionen in Frankreich und Russland, der friedlichen Revolution von 1989 und unzähligen anderen Kämpfen wurde das Fell des Bären immer wieder neu verteilt.
Die Zahl der unschuldigen Opfer, die dabei auf dem Altar der Rücksichtslosen und Uneinsichtigen geopfert werden und der Starrsinnigen und Verblendeten, die trotz aller Fehlschläge und Gegenbeweise und allen Niedergangs nicht von Macht und Pfründen und längst Verlorenen Illusionen lassen können oder wollen, ist Legende.
„Es herrscht Klassenkampf, meine Klasse gewinnt, aber das sollte sie nicht“, sagt Warren Buffet, der Starinvestor mit menschlichem Antlitz.
Link: Frau W. und Nesrin in Chemnitz (Emma)
Grafik: Screenshots aus dem Video von EinProzent
Weitere ‘anthropologische Konstanten’?
Liebe und Hass, Angst und Gier, Flucht und Angriff, Neugier und Fremdenfurcht.