[Gastbeitrag] Laut eines lesenswerten Artikels von Daniel Eckert auf WELT.DE mit dem Titel “274 Milliarden Euro – Deutschland drohen massive Wohlstandsverluste” muss Deutschland in Anbetracht der demografische Situation schon in 20 Jahren einen Verlust des Pro-Kopf-Einkommens von rund 3.700 Euro hinnehmen. In dem Beitrag heißt es:
«Wie sehr Deutschland und andere Industrieländer betroffen sind, haben jetzt Wissenschaftler des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung Wien (Wifo) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ausgerechnet. Demnach muss die Bundesrepublik schon 2040 einen Verlust des Pro-Kopf-Einkommens von rund 3.700 Euro hinnehmen. […] In Deutschland […] wird die schon lange niedrige Kinderzahl durchschlagen. “Die Erwirtschaftung unseres Wohlstands lastet in Zukunft auf immer weniger Schultern”, formuliert die Wissenschaftlerin. Denn hierzulande wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter den Projektionen zufolge in den nächsten Dekaden nicht nur altern, sondern zunehmend auch schrumpfen. Im Jahr 2050 könnte es hierzulande bereits elf Prozent weniger Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren geben als derzeit.»
Weiter heißt es in dem Artikel: «Das heißt nicht nur, dass weniger Erwerbstätige für immer mehr Rentner aufkommen müssen. Den verbleibenden Arbeitnehmern wird es auch schwerer fallen, die ökonomische Dynamik zu erreichen, die das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente stabilisiert hat. “Empirisch erreicht die individuelle Produktivität eines Menschen ihren Höhepunkt im Lebensalter von etwa 50 Jahren und geht danach langsam zurück”, so Lizarazo López. Das wirke negativ auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität.»
Und schließlich: «In absoluten Zahlen sind die Wohlstandsverluste massiv: Im Jahr 2040 fällt das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) laut Wifo und Bertelsmann in Deutschland voraussichtlich um 274 Milliarden Euro niedriger aus, als es bei konstanter Bevölkerung der Fall wäre. In den Jahrzehnten danach dürfte sich die demografiebedingte Lücke sogar noch schneller ausweiten. Wegen des steigenden Konsums ist spätestens in den 40er-Jahren des 21. Jahrhunderts mit einer deutlich anziehenden Inflation zu rechnen. Eine Geldentwertung von 3,5 bis vier Prozent könnte dann normal sein.»
Verlust an Kompetenzen
Ich möchte hinzufügen: Die deutsche Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird in den nächsten Jahrzehnten nicht nur altern und schrumpfen, wie es die im WELT.DE-Artikel zitierte Studie vorhersagt, sondern pro Kopf auch an Kompetenzen (Qualifikationen) verlieren. Die erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Ergebnisse des PISA 2018-Tests deuten an, wohin die Reise letztlich geht. In den Ergebnissen schlug sich vor allem die Zuwanderung der letzten Jahre negativ nieder (siehe “PISA 2018 und die deutsche Migrationskatastrophe” vom 05.12.2019 und “PISA 2018: Das Abschneiden von Schülern ohne Migrationshintergrund” vom 07.12.2019.
Aufgrund der problematischen demografischen Situation in Deutschland dürfte es den verbleibenden Menschen in Zukunft noch schwerer fallen, sowohl Nachkommen großzuziehen als auch die erforderlichen sozialen und technologischen Anpassungen vorzunehmen. Ob sie zudem in der Lage sein werden, die Leistungen für eine immer größere Zahl an älteren, pflegebedürftigen Menschen zu erbringen, darf bezweifelt werden. Der Umgang mit Alter und Tod wird deshalb in der nahen Zukunft wohl ein anderer als heute sein.
Ähnlich schwer wiegt der Umstand, dass eine Umstellung der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft auf klimaneutral unter den gegebenen Umständen kaum gelingen kann, da es bereits an den erforderlichen Fachkräften für die bevorstehenden und zum Teil beschlossenen Mammutaufgaben mangelt. Migration wird dabei keine Hilfe sein, es sei denn, die zukünftigen Migranten sind mehrheitlich in der Lage, ihre Integration in die deutsche Gesellschaft selbstständig (aus eigenem Antrieb und Interesse) zu betreiben. Doch woher sollten solch qualifizierte Menschen in der in Zukunft benötigten Zahl kommen? Länder, die über genügend viele gut ausgebildete und bildungsmotivierte Menschen verfügen, stehen im Allgemeinen vor ähnlich großen, kaum lösbaren Zukunftsaufgaben wie Deutschland.
Deutschland lebt seit mehreren Jahrzehnten von seiner Substanz. Allein schon aufgrund der sehr niedrigen Geburtenraten bei den gut ausgebildeten und beruflich engagierten Menschen war das deutsche Wirtschaften in der Vergangenheit nicht nachhaltig genug. Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten – vereinfacht ausgedrückt – wie ein Forstbetrieb verhalten, der zwar gut vom Abholzen des eigenen Baumbestandes leben kann, es dabei jedoch versäumt hat, rechtzeitig und ausreichend in die Aufforstung zu investieren. Ab irgendeinem Punkt ist es für gegensteuernde Maßnahmen dann zu spät.
Eine Kultur wird nur so lange fortbestehen, wie sie in der Lage ist, sich selbst zu reproduzieren. Wir schaffen dies schon seit vielen Jahren mit unseren eigenen Nachkommen nicht mehr, folglich wurde ersatzweise auf Migration gesetzt und dabei sogar in Kauf genommen, dass etliche implizite Normen und Vorgaben unserer Kultur (wie Unverletzlichkeit individueller Verfügungsrechte, staatliches Gewaltmonopol, Gleichberechtigung der Geschlechter, verantwortete Elternschaft, Bildungs- und Erwerbsorientierung etc.) nur einem Teil der Migranten geläufig sind. Und auch, dass etliche Zugezogene ihre Kinder primär in ihre eigene Kultur (beispielsweise die Ehrenkultur) sozialisieren, nicht aber in unsere.
Auf diese Weise wird die deutsche Kultur gleich auf zweierlei Arten ausgehöhlt: einerseits durch neue Zuwanderer, deren Moralsysteme (wie die Ehrenkultur) mit der deutschen Kultur in wesentlichen Aspekten unvereinbar sind, andererseits durch deren oftmals zahlreichen Nachkommen, die in Deutschland in die gleichen, mit der deutschen Kultur praktisch unvereinbaren Moralsysteme ihrer Eltern sozialisiert werden. Eine echte Integration oder gar Assimilation findet hierdurch nicht statt, weder aufseiten der Eltern noch deren Kinder.
Männerüberhang
Die Immigration der letzten Jahre hat aber noch ein weiteres bedenkliches Problem verursacht: Unter den in Deutschland lebenden (mehr als 10 Millionen) Ausländern befinden sich anteilsmäßig viel zu viele Männer. Dies gilt insbesondere für die fortpflanzungsrelevante Altersgruppe der 18- bis 40-Jährigen. Darin waren zum 31.12.2018 gemäß den Daten des Statistischen Bundesamtes 55,41% aller Personen männlich, das heißt, auf 1,24 männliche Ausländer kam nur eine Ausländerin. In absoluten Zahlen ausgedrückt bestand in der genannten Ausländergruppe ein Männerüberschuss von insgesamt 530.615 Personen.
Bei einigen Nationalitäten sah die Situation noch deutlich ausgeprägter aus. Von den am 31.12.2018 in Deutschland lebenden Afghanen waren in der genannten Altersgruppe 73,40% männlich, das heißt, auf 2,76 Männer kam nur eine Frau. Bei den Syrern betrug das Geschlechterverhältnis in der gleichen Altersgruppe 1,91 Männer pro Frau und bei den Gambiern sogar 9,85 Männer pro Frau. Anders gesagt: Unter 11 in Deutschland lebenden Gambiern des genannten Alters waren zum 31.12.2018 immerhin 10 männlichen Geschlechts. Das sind letztlich unhaltbare Zustände, die aber in den Medien und von der Politik kaum jemals thematisiert werden.
Hinzu kommt das Problem des Islam mit seinen spezifischen Verhaltens- und Heiratsregeln für Mädchen und Frauen. Junge, ledige Musliminnen gehen aus diesen Gründen eher selten mit Männern aus. Aus den gleichen Gründen sind sie abends anteilsmäßig weniger häufig auf den Straßen und auf öffentlichen Plätzen anzutreffen. Islamrechtlich dürfen gläubige Musliminnen ohnehin nur muslimische Männer ehelichen.
In meinem Buch “Die Flüchtlingskrise” hatte ich anhand der Daten des Ausländerzentralregisters aufgezeigt, dass der Männerüberschuss vor allem in den Ausländerpopulationen hoch ist, in deren Herkunftsland der Islam die mitgliederstärkste Religion und/oder Polygamie weit verbreitet ist. Der primäre Grund dafür ist: In Ländern der beschriebenen Charakteristik bleibt ein nennenswerter Teil der männlichen Bevölkerung lebenslänglich frauenlos, da wohlhabende Männer oftmals mehrere Frauen an sich binden. Aufgrund der strikten islamischen Moralvorstellungen unterhalten zudem nur vergleichsweise wenige Frauen sexuelle Beziehungen zu mehreren Männern. Darüber hinaus kann in solchen Gesellschaften Sozialstatus im Allgemeinen nur durch Heirat und Familiengründung erworben werden. Ein nennenswerter Anteil der auf diese Weise ausgegrenzten partnerlosen Männer macht sich deshalb auf den Weg, um in einem anderen Land sein Glück zu finden. Islamische Länder kommen als Zielländer dabei kaum infrage, da sich die Situation der jungen Männer dort kaum bessern dürfte.
Die in Deutschland existierenden Ausländerpopulationen der beschriebenen Herkunftsländer sind nun aber ausgerechnet die, in denen sich die zahlenmäßig ohnehin deutlich unterrepräsentierten ungebundenen jungen Frauen der gleichen Nationalität bei vielen Anlässen (insbesondere zu den typischen Ausgehzeiten) eher noch rarer machen, zumal sie von einem Großteil ihrer Landsmänner nicht als gleichberechtigt oder gleichwertig angesehen werden. Die unheilvolle Kombination dieser beiden Umstände (Männerüberschuss; sich rarmachende Frauen) hat das in Deutschland immer häufiger zu beobachtende Phänomen der jungen migrantischen Männergruppen hervorgebracht.
Männergruppen bis hin zu größeren Männeransammlungen waren in den letzten Jahren unter anderem für die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht 2015/16, manch problematische Situation rund um die Hamburger Binnenalster und zahllose sexuelle Straftaten und Gewaltdelikte verantwortlich. Zu bestimmten Uhrzeiten sind sie mittlerweile in den meisten deutschen Großstädten reichlich anzutreffen, insbesondere an den Bahnhöfen, in Vergnügungsvierteln und auf markanten belebten Plätzen. Sie sind Ausdruck eines ernsthaften sozialen Problems. Zudem sorgen sie für eine erhebliche Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls im öffentlichen Raum. Gruppen oder Ansammlungen von jungen Männern wirken im Allgemeinen an sich schon bedrohlich. Dies gilt umso mehr, wenn ein Großteil der beteiligten Männer der Ehrenkultur zugehörig ist.
Verlust an kulturellem Kapital durch Geburtenraten, Zuwanderung, Sozialisation
Ursächlich für die zunehmende Aushöhlung der deutschen Kultur ist jedoch nicht nur die verfehlte Migration der letzten Jahre, bei der überproportional viele junge Männer und der Ehrenkultur zugehörige Menschen nach Deutschland gekommen sind, sondern zu wesentlichen Teilen auch Deutschlands wenig nachhaltige Nachwuchsarbeit. Wie Olga Pötsch in einer wissenschaftlichen Arbeit des Statistischen Bundesamtes darstellt (Pötzsch, Olga (2018): Aktueller Geburtenanstieg und seine Potenziale; In: WISTA (3), 2018. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt, S. 73–89), ist der in Deutschland in den letzten Jahren beobachtbare leichte Geburtenanstieg vor allem von den ausländischen Frauen erbracht worden (S. 74f., siehe dazu auch Abbildung 1 aus Statistisches Bundesamt (Destatis) (2017): Kinderlosigkeit, Geburten und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2016. Artikelnummer: 5122203169014. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt, Tabelle 3.12, S. 89):
«Bei den deutschen Frauen war die zusammengefasste Geburtenziffer nach der deutschen Vereinigung lange Zeit sehr niedrig. Zwischen 1991 und 2006 lag sie unter 1,3 Kindern je Frau und stieg erst im Jahr 2007 auf 1,33 Kinder je Frau. Anschließend schwankte sie zwischen 1,33 und 1,37 Kindern je Frau, bis im Jahr 2014 ein Sprung auf 1,42 Kinder je Frau und eine weitere Zunahme im Jahr 2016 auf 1,46 Kinder je Frau folgten.
Bei den ausländischen Frauen ist die Fertilität deutlich höher als bei den deutschen Frauen. (…) Nach der zensusbedingten Korrektur der Anzahl der ausländischen Frauen betrug die zusammengefasste Geburtenziffer der Ausländerinnen im Jahr 2011 statt der zuvor ausgewiesenen 1,58 Kinder je Frau nun 1,82 Kinder je Frau (…). Dies entsprach dem Niveau der Jahre 1999 und 2000. In den Jahren 2015 und 2016 stieg die Geburtenziffer der ausländischen Frauen weiter auf 1,96 beziehungsweise 2,28 Kinder je Frau.»
Und weiter (S. 78): «Beim Anstieg der Geburten ausländischer Mütter haben neben der Zunahme und Verjüngung der ausländischen weiblichen Bevölkerung noch zwei weitere Faktoren eine besondere Rolle gespielt: Veränderungen in der Zusammensetzung der Mütter nach der Staatsangehörigkeit und die Zunahme der Geburtenhäufigkeit. Ein Blick auf die zehn Staatsangehörigkeiten mit dem größten Beitrag zur Zahl der Geburten ausländischer Mütter in den Jahren 2011 und 2016 zeigt, dass acht von zehn Nationalitäten in beiden Jahren vertreten waren. Allerdings rückten 2016 Syrerinnen und Afghaninnen anstelle von Marokkanerinnen und Kroatinnen in diese Gruppe neu auf. (…)
Mit Ausnahme der Türkinnen waren 2016 die Geburtenzahlen bei Frauen dieser Nationalitäten deutlich höher als im Jahr 2011. Im Wesentlichen resultierten diese Zunahmen aus der größeren Anzahl der potenziellen Mütter infolge von stärkerer Zuwanderung. Zudem wiesen 2016 die Frauen aus Syrien, dem Kosovo, Afghanistan und dem Irak eine auffallend hohe Geburtenhäufigkeit auf. Nach einer Schätzung auf Basis der Geburtenstatistik und der Bevölkerungsangaben des Ausländerzentralregisters lag die zusammengefasste Geburtenziffer bei Frauen aus diesen Staaten im Durchschnitt der Jahre 2015 und 2016 zwischen 3,5 und 4,6 Kindern je Frau. Damit war sie deutlich höher als die durchschnittliche Geburtenziffer aller ausländischen Frauen in diesem Zeitraum (2,1 Kinder je Frau).»
Für das Jahr 2017 kann noch ergänzt werden, dass laut Destatis Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit eine Fertilität von durchschnittlich 1,45 (Kindern je Frau) und Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit von durchschnittlich 2,15 besaßen. Bei den akademisch ausgebildeten Frauen werden seit vielen Jahren regelmäßig Fruchtbarkeitsziffern unter 1,4 erreicht (Statistisches Bundesamt (Destatis) (2017): Kinderlosigkeit, Geburten und Familien – Ergebnisse des Mikrozensus 2016. Artikelnummer: 5122203169014. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt). Maßgeblich verantwortlich dafür sind die weiterhin hohen Kinderlosenraten von Akademikerinnen und der vergleichsweise geringe Anteil an Mehrkindfamilien (mit drei oder mehr Kindern) unter den Familien mit akademisch ausgebildeten Müttern.
Bemerkenswert ist, dass die vier Herkunftsländer, deren Frauen im Jahr 2016 in Deutschland “eine auffallend hohe Geburtenhäufigkeit aufwiesen”, allesamt eine deutliche muslimische Bevölkerungsmehrheit besitzen (Afghanistan: 99,9%; Irak: ca. 97%; Kosovo: ca. 95%; Syrien ca. 76%). Hinzu kommen die Kinder von Frauen mit türkischer (nicht deutscher) Nationalität.
Es ist fast unnötig darauf hinzuweisen, dass ein Großteil der von den Frauen der genannten Herkunftsländer in die Welt gesetzten Kinder mit sozialstaatlichen Mitteln großgezogen wird. Damit entspricht das Nachwuchsverhalten dieser Frauen bereits nicht der in der deutschen Kultur fest verankerten impliziten “Norm der verantworteten Elternschaft”. In einem – mit dem Reporterpreis prämierten – Artikel der “Berliner Morgenpost” über die im Bezirk Neukölln deutlich erhöhte Säuglingssterblichkeit (fast doppelt so hoch wie im Berliner Durchschnitt) sind die Verhaltensabweichungen gegenüber der “Norm der verantworteten Elternschaft” deutlich herauszulesen: «Butschers Schwangerschaftsberatung ist eine von nur zwei im ganzen Bezirk. Rund 2.500 Frauen beriet sie 2017 mit ihren Kolleginnen, wenn es um die Suche nach Hebammen ging, um finanzielle Anträge und Vorsorgeuntersuchungen. (…)
In die Beratung von Butscher kommen vor allem türkische und arabische Frauen, in den letzten Jahren immer mehr Roma: “Gerade diese Frauen sind oft sehr jung und kriegen teilweise fünf Kinder in vier Jahren.” Auch das sorge für ein niedriges Geburtsgewicht der Säuglinge. Ein Risikofaktor. Dazu, sagt Butscher, sprächen viele nur schlecht Deutsch und kämen erst gegen Ende der Schwangerschaft zu ihr, wenn es für langfristige Beratung schon zu spät sei.»
Die zitierten Sätze handeln letztlich von schwersten Menschenrechtsverletzungen, und zwar sowohl gegenüber den Müttern als auch ihren Kindern. Würde in Deutschland eine (bedingungslose) Kindergrundsicherung eingeführt werden, wie es von der SPD, den Grünen und der Linkspartei gefordert wird, dann dürfte es solche Fälle in Zukunft noch deutlich häufiger geben.
Aufgrund des zu vermutenden niedrigen Bildungsniveaus eines Großteils der Eltern aus den genannten Herkunftsländern ist auch mit einem anteilsmäßig häufigeren Auftreten von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Entwicklungsstörungen bei ihren Kindern zu rechnen, wie aufgrund des im August 2018 veröffentlichten Kinder- und Jugendreports der Krankenkasse DAK zu erwarten ist:
«Die Bildung der Eltern spielt bei der Gesundheit der Kinder eine größere Rolle als das Einkommen. Oder anders: Nicht nur das Geld zählt, sondern vor allem die Haltung zu Vorsorge, Ernährung und Bewegung. Für den Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK wurden insgesamt über eine Million Versichertendaten von Kindern und Eltern ausgewertet. Dabei zeigt sich ein klares Bild: Von 1.000 Kindern von Eltern ohne Schulabschluss waren 52 krankhaft übergewichtig. Bei Kindern aus Akademiker-Haushalten traf das nur auf 15 Kinder zu.
Bei Karies gibt es in bildungsarmen Familien fast dreimal so viele Fälle wie in bildungsbewussten Elternhäusern. Auch die Anzahl der Kinder mit diagnostizierter Aufmerksamkeitsstörung (ADHS) ist in bildungsfernen Milieus deutlich höher. Das Risiko für Verhaltens- und Entwicklungsstörungen liegt bei Kindern und Jugendlichen, deren Eltern keinen Abschluss haben, deutlich höher als bei Akademikerkindern.»
Auch ist zu erwarten, dass diese Kinder im Mittel ein deutlich niedrigeres Bildungsniveau als Kinder von gebildeten Eltern erlangen werden. Dies gilt umso mehr, als sie von ihren Eltern auch noch in die Ehrenkultur sozialisiert werden, und zu Hause und in der Verwandtschaft/Bekanntschaft kaum Deutsch gesprochen wird. Und damit werden – gemäß den Ergebnissen der DAK-Studie – auch deren Kinder im Mittel wieder über größere gesundheitliche Beeinträchtigungen verfügen als die Kinder von gebildeteren Eltern. Und da gering gebildete Eltern in Deutschland im Mittel mehr Kinder in die Welt setzen als besser ausgebildete Eltern (siehe Abbildung 1), dürfte sich das Problem mit der Zeit insgesamt noch verstärken.
Im Jahr 2018 lebten in Deutschland ca. 83,8 Millionen Menschen, darunter etwa 10,8 Millionen Ausländer (ohne deutsche Staatsangehörigkeit), was einem Anteil von etwa 12,5% an der Gesamtbevölkerung entspricht. Nach der Definition des Statistischen Bundesamts (nicht der OECD) besitzt eine Person einen Migrationshintergrund, “wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde”. Dies traf laut Destatis 2018 auf ca. 20,8 Millionen in Deutschland lebende Menschen beziehungsweise ca. 24,8% (etwa ein Viertel) der deutschen Bevölkerung zu.
Allerdings ist der Ausländeranteil in den fortpflanzungsrelevanten Jahrgängen deutlich höher. In der Altersgruppe 20 bis 40 Jahre betrug er im Jahr 2018 fast exakt 20 Prozent (ein Fünftel). Dies lässt vermuten, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in dieser Altersgruppe mittlerweile bei deutlich über 40 Prozent liegt.
Vergleich mit Japan und Korea
Andere hoch entwickelte Länder, in denen Frauen und Männer gleichermaßen Bildung erlangen und einer Erwerbsarbeit nachgehen, wie etwa Japan oder Südkorea, haben sich bislang beharrlich einer starken Migration in ihr Land und den damit verbundenen, kaum absehbaren Folgen widersetzt. PISA 2018 brachte es in aller Deutlichkeit hervor: Der Anteil der Schüler ohne Migrationshintergrund (nach Definition der OECD) betrug in Japan 99,4% und in Südkorea sogar 99,8%, in Deutschland dagegen nur 77,8% (?).
Ein geringer Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, wie er für die japanische und südkoreanische Bevölkerung besteht, kann sowohl Vor- als auch Nachteile besitzen. Ein Vorteil ist sicherlich, dass die Bevölkerung hierdurch insgesamt kulturell homogener bleibt. Dies macht sich in Bildungsvergleichstests unmittelbar bemerkbar. So belegten Japan mit durchschnittlich 527 und Südkorea mit 526 Punkten unter den OECD-Mitgliedsstaaten in der Disziplin Mathematik des PISA 2018-Vergleichtests in gewohnter Weise die beiden ersten Ränge, Deutschland landete mit 500 Punkten lediglich auf einem mittleren 15. Rang. Allerdings: Wären für Deutschland ausschließlich die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund herangezogen worden, dann gehörte es ebenfalls zur OECD-Spitzengruppe mit einem überschaubaren Abstand zu den beiden ostasiatischen Spitzenreitern.
Ein potenzieller Nachteil eines weitgehenden Verzichts auf Einwanderung könnte in einer weiteren Absenkung der Fertilitätsraten bestehen. Und tatsächlich ist dieses Phänomen für Japan und vor allem Südkorea deutlich festzustellen (siehe Abbildung 2).
Gemäß Presseberichten soll die südkoreanische Fertilität in den Jahren 2016 bis 2018 die folgenden sehr niedrigen Werte angenommen haben:
► 2016: 1,17
► 2017: 1,05
► 2018: 0,98
Damit wäre Südkorea das erste industrialisierte Flächenland, dessen Fertilität in einem Jahr unter die magische Grenze von 1 gefallen ist. Bei Stadtstaaten wie Singapur, Hongkong oder Monaco wird die Grenze allerdings bereits seit etlichen Jahren zum Teil deutlich und regelmäßig unterschritten.
Die südkoreanische Gegenstrategie zu dieser bemerkenswerten Fertilitätsentwicklung (von ca. 6,3 Kindern je Frau in den 1950er Jahren auf 0,98 in 2018) scheint zu lauten: Verstärkte Investitionen in die Bildung und rigorose Automatisierung/Digitalisierung, um mit weniger Menschen das gleiche produzieren und leisten zu können. Die Strategie dürfte bislang weitestgehend aufgegangen sein, denn etliche japanische und südkoreanische Unternehmen gehören ungebrochen zur Weltspitze in ihrer jeweiligen Branche, das gilt selbst für Deutschlands Schlüsselindustrie, der Automobilindustrie (Toyota, Honda, Suzuki; Hyundai/Kia). Japan hat in den letzten Jahrzehnten zudem einige schwerste Erdbebenkatastrophen überstehen müssen. Und Südkorea hat in 2018 erfolgreich die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang ausgerichtet. Ein schwerer Fachkräftemangel ist folglich in beiden Ländern noch immer nicht zu sehen.
Allerdings kann dies auch täuschen. Denn anders als in Deutschland waren die Geburtenziffern in Südkorea in den 1950er- bis 1970er-Jahre zum Teil extrem hoch (in etlichen Jahren > 6, siehe Abbildung 2). Sogar im Jahr 1980 betrug die südkoreanische Fertilitätsrate noch 2,89. Dies spricht dafür, dass die Erwerbsbeteiligung der Frauen in Südkorea bis Anfang der 1980er-Jahre recht niedrig war. Durch Bildungsexpansion und eine größere Erwerbsbeteiligung der Frauen kann die Zahl der Erwerbspersonen jedoch selbst dann weiter gesteigert werden, wenn die Jahrgangsgrößen rückläufig sind. Durch Rationalisierung, Automatisierung und Digitalisierung können zugleich weitere Personaleinsparungen erzielt werden. Da Japan und Südkorea praktisch vollständig auf Migration verzichten, entfallen auch die gegebenenfalls erforderlichen aufwendigen Integrationsmaßnahmen, einschließlich der Finanzierung von nicht erwerbsfähigen Migranten.
Bei der Frage nach der sinnvollen Größenordnung von Migration stellen die beiden ostasiatischen Länder Japan und Südkorea interessante Testfälle dar. Im Ranking des Human Development Indexes (HDI) liegen sie in etwa auf der gleichen Höhe wie Großbritannien, die USA oder Österreich und noch vor anderen entwickelten Ländern wie Frankreich. Der Punkteabstand zu Deutschland ist recht gering. In der Migrationsdebatte wird gerne behauptet, dass der deutsche Wohlstand ohne die Aufnahme von Millionen Migranten nicht hätte erarbeitet werden können, dass Deutschland also ohne eine beträchtliche Migration gewissermaßen nicht existieren könne. Die mit Deutschland durchaus vergleichbaren Länder Japan und Südkorea haben jedoch eindrucksvoll vorgeführt, dass diese Aussage so nicht haltbar ist.
Umgekehrt haben Japan und Südkorea aber auch bewiesen, dass der demografische Wandel in Deutschland selbst bei einem weitgehenden Verzicht auf Einwanderung nicht aufhaltbar gewesen wäre. Er hätte sich unter den gegebenen Verhältnissen in jedem Fall ereignet, ganz gleich, ob auf eine umfangreiche Einwanderung verzichtet wird oder nicht.
Es kann deshalb mit den sehr niedrigen Fertilitätsraten in hoch entwickelten Ländern wie Deutschland, Japan und Südkorea nicht beliebig so weitergehen. Der eingangs zitierte WELT.DE-Artikel hat dies für Deutschland sehr deutlich gemacht. Dauerhaft schrumpfende Jahrgangsgrößen haben zwangsläufig zur Folge, dass die Menschen auf lange Sicht mit so vielen Aufgaben konfrontiert werden (eigene Versorgung, Versorgung der zahlenmäßig größeren älteren Generationen, Anpassung an den internationalen Wettbewerb, Erneuerung der Infrastruktur, Katastrophenbewältigung, Klimaschutz, Umweltschutz, Umstellung auf eine klimaneutrale Wirtschaftsweise, Sicherheit, Landesschutz), dass sie kaum mehr Zeit für eigenen Nachwuchs haben. Oder in der Terminologie der Systemischen Evolutionstheorie formuliert (siehe mein Buch “Was ist Leben?”): Die Menschen sind unter diesen Bedingungen so sehr mit der Reproduktion ihrer soziokulturellen Kompetenzen beschäftigt, dass sie keine Zeit mehr für die Reproduktion ihrer genetisch bedingten Kompetenzen haben. Die Geburtenraten sinken in der Folge weiter, irgendwann erreichen sie schließlich den Wert null, und die Population ist ausgestorben.
Anders als in Japan oder Südkorea beschränkt sich der beschriebene Schrumpfungsprozess in Deutschland primär auf Deutsche ohne Migrationshintergrund und Menschen mit hoher Bildung, also primär auf die eigentlichen Kulturträger, die sich auf natürliche Weise zu den Normen der deutschen Leitkultur bekennen.
Die Rückkehr des Patriarchats?
Abschließend stellen sich noch die folgenden drei Fragen:
► Was hat den demografischen Wandel in den hoch entwickelten Ländern (mit unterschiedlichen Kulturen) in Gang gesetzt?
Die eigentlichen Auslöser des demografischen Wandels waren nach meinem Dafürhalten die Pille und in deren Folge die Gleichberechtigung der Geschlechter. Man könnte auch umgekehrt fragen: Stünde Deutschland heute vor den gleichen Problemen, wenn auch nach 1970 primär Männer einer Erwerbsarbeit nachgegangen wären, während die Frauen sich vorrangig um die Familienarbeit gekümmert hätten? Ich sehe keinen Grund dafür. Meiner Meinung nach hätte es dann nicht einmal die Migration der vergangenen Jahre gegeben.
► Was geschieht mit den betroffenen Ländern beziehungsweise Kulturen, wenn der demografische Wandel nicht aufgehalten werden kann?
Die Kulturen werden entweder verschwinden und bei ausreichender Schwäche schließlich von Einwanderern überrannt (Japan, Südkorea), oder sie werden von innen ausgehöhlt und ersetzt (Deutschland). Manch einer würde in diesem Zusammenhang vielleicht von einem Bevölkerungstausch sprechen, ich halte den Ausdruck Kulturtausch für angemessener. Und es scheint mir durchaus wahrscheinlich zu sein, dass in Zukunft eine patriarchalische islamische Kultur innerhalb der aktuellen deutschen Grenzen dominieren wird.
► Wie kann der demografische Wandel aufgehalten werden, sodass die betroffenen Länder wieder zu einer nachhaltigen Nachwuchsarbeit zurückkehren?
Meiner Meinung nach nur auf zwei unterschiedliche Weisen:
- Rückkehr zu einem strikten Patriarchat (in dem die Frauen beispielsweise ohne ausdrückliche Erlaubnis keiner Erwerbsarbeit nachgehen dürfen). Ein solcher Weg ist zwar nicht mit unserer Verfassung vereinbar, dennoch besitzt er gute Chancen, sich schließlich durchzusetzen. Und zwar aufgrund des simplen Umstands, dass eine in Deutschland überaus hofierte Religion letztlich genau das durchzusetzen versucht.
- Einführung eines gut bezahlten Ausbildungsberufs für Familienarbeit mit eigenen Kindern. Das Konzept besitzt die Nachteile, dass es a) einen Teil der gebildeten Frauen dem primären Arbeitsmarkt entzieht und b) vom Kern her matriarchalisch ist. Damit kollidiert es mit den Normen und Moralvorstellungen der abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam). Umgekehrt dürfte es der einzige Weg sein, der die dauerhafte nachhaltige Reproduktion von Kulturen, in denen die Geschlechter gleichberechtigt sind, gewährleisten kann, und zwar ohne Anwendung von Zwangsmaßnahmen. Vereinfacht gesagt: Es ist der einzige Weg, der die vorhandene Kultur erhält. Das Konzept würde zudem eine gravierende aktuelle Lücke in der Gleichberechtigung der Geschlechter schließen.
Nach meiner Kenntnis gibt es in Deutschland aktuell keine Partei, die das Problem des demografischen Wandels wirklich ernst nimmt. Es finden auch keine intensiven Debatten dazu statt, weder in den Wissenschaften, der Politik, den (sozialen) Medien noch sonst wo. Es ist eigentlich kaum zu begreifen: Momentan sind ganze Kulturen dabei (und zwar an völlig unterschiedlichen Lokationen auf der Erde), sich selbst auszulöschen und von der Erde zu verschwinden, doch niemand scheint sich daran zu stören
Autor: Peter Mersch (Gastautor)
Links:
Der Verlust einer Lebenswelt – und die Entstehung neuer Üblichkeiten (Tichys)
Ethischer Realismus und Migration (Zwiedenk)
Die Parteien, die Deutschen und das falsche Leben im richtigen (Schelmenstreich)
Die Parteien, die Deutschen und das falsche Leben im richtigen
Titelbild: Bundesarchiv, Bild 183-Z0309-310 / G. Beyer / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons
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