Kurt Tucholski schrieb: ‘Das ist schwer: ein Leben zu zwein. Nur eins ist noch schwerer: einsam sein.’ Loriot hingegen meinte: ‘Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.’ Aus diesem Dilemma kann uns wohl nur Eugen Roth mit seinem ‘Feingefühl’ heraus helfen: ‘Ein Mensch sieht ein – und das ist wichtig: Nichts ist ganz falsch und nichts ganz richtig!’ Aber wie lautet denn nun die Zauberformel für das perfekte Paar und die ideale Beziehung?
Wertschätzung, Talent und Neigung
Für mich ist die Basis für eine ideale Beziehung oder das ‘perfekte Paar’ gegenseitige Wertschätzung, genauer gesagt die gegenseitige Wertschätzung der jeweiligen Stärken sowie eine angemessene Nachsicht und Milde gegenüber den jeweiligen Schwächen des Gegenüber. Soweit letztere einen nicht über Gebühr beeinträchtigen, versteht sich. Das bedeutet sowohl das einander Zugestehen der benötigten Freiräume als auch eine nach Talenten und Neigung vorzunehmende Aufgabenteilung und Spezialisierung ohne Abschottung, im Idealfalle also bei gegenseitiger Unterstützung, wenn es angebracht ist und Sinn macht. Das hebt Synergien und befruchtet zugleich!
Es ist ja ohnehin ziemlich wahrscheinlich, dass, wenn zwei oder mehr Menschen – zumal verschiedenen Geschlechts – zusammenkommen, die jeweiligen Stärken und Schwächen ungleich auf die unterschiedlichen Bereiche verteilt, aber die Wahrscheinlichkeit auch größer ist, dass sie dort eben auch jeweils mehr oder weniger bei dem einen oder bei der anderen immerhin vorhanden sind. Kaum einer allein kann alles und das auch noch am besten, zu zweit schafft man mehr. Dabei muss man sich natürlich nicht ausschließlich von gesellschaftlich vermittelten oder anderweitig propagierten Rollenbildern leiten lassen, sondern soweit wie möglich von individuell eigenen Bedürfnissen, Gaben und Vorstellungen.
Rollen: Einschränkung und Orientierung
Das Wesen des Menschen ist ein Dreiklang aus Natur, Kultur & Erfahrung resp. Körper, Seele & Geist. Man sollte daher bei aller Individualität & allem Freiheitsdrang gemäß der Erfahrung nicht vergessen, dass auf Basis natürlicher Talente und Begabungen kulturell gewachsene und sich organisch bottom-up weiter entwickelnde Rollenmuster nicht nur Einschränkung bedeuten, sondern auch Orientierung bieten und dem Durchschnitt der Menschen tendenziell durchaus gerecht werden, wenn sie etwas taugen. So sind etwa auch in matrilinear organisierten Gesellschaften im Allgemeinen die Männer für das ‘Außen’, die Jagd, den Schutz und den Kampf zuständig, während die Domäne der Frauen das ‘Innen’ ist, der Herd, das Sammeln, Befriedung und Ausgleich. In Gesellschaften, die ins Archaische regredieren, kommen diese Tendenzen verstärkt zum Ausdruck, in postmodernen Gesellschaften entfalten sie als verborgene, regressive Sehnsüchte enorme Sprengkraft.
Vera F. Birkenbihl zu sozialen, genetischen, hormonellen und neurobiologischen Aspekten der Menschwerdung und zum Verhältnis von Mann + Frau | Hier eine überaus amüsante Kurzfassung [2] zum Thema
Zudem gibt es Pflichten und Notwendigkeiten, denen man sich nicht entziehen kann. Da muss es dann eben einer oder müssen es alle beide bewältigen, auch wenn niemand Talent dafür hat oder Lust dazu verspürt. Auch hierfür können kulturelle Rollen, Regeln und Normen hilfreich sein. Das Männliche und Weibliche ist zwar in jedem Menschen ganz individuell anders als bei allen anderen verteilt und außerdem gibt es weit mehr als nur diese Kategorien, aber es gibt eben neben philosophischen Einsichten & Erkenntnissen und gesellschaftlichen Werten & Normen auch natürliche Antriebe, Gene & Hormone. Souveräne Menschen werden all dies berücksichtigen und dann die richtige Mischung für sich und ihre Beziehung herausfinden.
Chaos im Kopf, Ordnung im Gekröse
Auf die aktuelle Politik bezogen kann man derzeit gut beobachten, wohin es führt, wenn top-down von ehrgeizigen Lobbyisten oder selbstherrlichen Eliten unpassende oder gar unsinnige Rollenklischees verordnet werden, aufgrund derer schließlich jeder meint, für alles mögliche zuständig sein oder Talent haben zu müssen. Obwohl eine nach gleichheits-feministischen Prinzipien ideologisierte Gesellschaft bestenfalls invers-patriarchal und jedenfalls alles andere als etwa mutterrechtlich organisiert ist, hat doch ausgerechnet im politisch-administrativen ‘Außen’-Bereich das entgrenzende weibliche Element, Emotion & Chaos, die Oberhand über das begrenzende männliche Element, Vernunft & Ordnung, gewonnen.
Auf der anderen Seite dominiert dafür im privaten, zwischenmenschlichen ‘Binnen- oder Herd’-Bereich das männliche Prinzip, also Vergeistigung und Ideal, Zielorientierung bis hin zu Political Correctness und nicht etwa das urweibliche Prinzip des impulsorientierten, natürlich-kreatürlich-chaotischen Schlammkultes. 😉 Das ist eigentlich das genaue Gegenteil dessen, wie ich es einrichten würde. Denn beide Elemente sind wertvoll, wenn sie am rechten Fleck sind, aber verhängnisvoll, wenn sie die Plätze tauschen.
Männliches Prinzip – Weibliches Prinzip (idealtypisch)
Ordnung – Chaos
Geist, Idee, Vernunft – Materie, Natur, Emotion
begrenzend – entgrenzend
Hierarchie, top->down – Anarchie, Akephalie, Heterarchie
Seilschaft – Netzwerk
Zentralismus – dezentrale Vernetzung
Zielorientiert – Impulsorientiert
Objektorientiert – Subjektorientiert
Außen, Jagd, Kampf – Innen, Herd, Befriedung
Elemente: Feuer, Luft – Erde, Wasser (=Schlamm)
Links:
matriarchat.info – interessante Website zum Thema
Der Handschuh – Friedrich Schiller
Wenn Frauen Staaten zerstören – Zivilisation und Sexus
Why women destroy nations (Video auf YouTube)
Titelbild: Michelangelo [Public domain], via Wikimedia Commons
Bis auf den ersten Abschnitt ist mir der ganze Artikel zu plakativ, stereotyp und schwarz -weiß. Für mich ist Chaos das männliche Prinzip und Ordnung das weibliche, einer der Gründe, warum Jungen an der Grundschule gegenüber Mädchen benachteiligt sind, da sie nicht so ordentlich und strukturiert sind wie Mädchen. Noch kann ich Ihrer Gegenüberstellung von öffentlichem und privatem Raum folgen. Für mich ist die Politik pseudorational, nicht mal mehr Moral gibt es, während private Kommunikation emotional und chaotisch abläuft, immer öfter unter Abschaltung jeglicher Vernunft. Abgesehen von den verschiedenen Standpunkten der Extreme, die Sie gegenüber stellen, habe ich grundsätzlich ein Problem mit einer solchen stark vereinfachenden Gegenüberstellung, da sie die Nuancen der Realität vernachlässigt und als Konstrukt die Wahrheit mehr vernachlässigt als fördert. Was also ist dann genau der Sinn davon?