[Gastbeitrag] Was bleibt zu sagen, jetzt wo sich abzeichnet, dass Biden Präsident der USA wird? Nichts über Sleepy Joe jedenfalls. Gesprochen werden wird dagegen noch lange über das Naturereignis Trump als ideale Projektionsfläche für die kontroversen Themen unserer Zeit. Was wir sahen, war keine Wahl zwischen ihm und Biden sondern eine Entscheidung für oder gegen den orangefarbenen Elefanten im politischen Porzellanladen. Ein Relikt, dessen fast schon mitleiderregende Furcht übersehen zu werden, zum Motor seines politischen Handelns wurde.
Als Retter an die Front geschickt wurde er von einer vergessenen Welt. Den Sesshaften, deren Eigentum in Frage steht. Den Landwirten, deren Geschäfte in Gefahr geraten. Den Ladenbesitzern, die mit dem Onlinehandel und steigender Kriminalität zu kämpfen haben. Einigen Mittelständlern und Industriellen, die sich endlich Steuersenkungen ausrechneten. Vielen Hausbesitzern in ländlichen Regionen, denen die Jobs verloren gingen. Von klassischen Familien, die mit dem sexualisierten, omnipräsenten LGBTQ-BLM-CIS-Geschrei nichts anzufangen wissen. Den aussortierten, weil nutzlosen Senioren. Den Evangelikalen, die ein siechendes Christentum und einen Verfall ihrer Werte beklagen. Den integrierten Latinos, denen die Drogenmafia aus dem Süden zusehends auf die Pelle rückt. Sie alle hatten vor vier Jahren auf die rostige Notbremse Trump gesetzt, denn eine bessere gab es im Rotary-Club des Politikgeschäfts nicht. Mit dem grellen Serienheld wurde 2016 ein Brocken ins Getriebe geworfen, von dem seine Unterstützer nicht so einfach geshreddert werden wollten. Die Notbremse hat gezogen, weil mit Hillary die nackte Kälte des globalistischen Konzepts deutlich sichtbar wurde.
Was dann kam, hielt die Welt vier Jahre in Atem. Mehr noch als an seinen, im Wochentakt in die Kamera gehaltenen Dekreten, seinen Bulldozerfahrten durch die Institutionen und seinen exaltierten Auftritten auf dem politischen Parkett wurde der Realität gewordene Supergau an den schäumenden Reaktionen der urbanen Eliten deutlich, die sich beim bereits überall eingepreisten Umbau der Welt ausgebremst sahen. Die Globalisierung, der Entfall von Grenzen, die neue Klimaindustrie, der neue geschlechtslose Mensch, der große Reset – all das schien den Anywheres, den Medienleuten, den linken Regierungen längst beschlossene Sache. Jahrzehntelang wurde die Welt auf diese Weise von den Digital Natives neu geordnet. In den linken, stets umbauaffinen Parteien und den unzähligen staatlich alimentierten Unheilverkündern waren die natürlichen Mitstreiter längst gefunden. Die bevorstehende neue Weltordnung, das große Umrühren der Völker im Melting Pot, die riesigen Umverteilungsmaschinerien, die urbanen multikulturellen Modellprojekte, die Thinktanks, die Startups, all das schien auf den, nun endlich richtig funktionierenden Sozialismus hinauszulaufen. Den allerdings die wenigstens so nennen mochten. Und nun stand da mit Trump ein Westernheld im Weg, der einem Film aus den Sechzigern entsprungen schien. Niemand im weltweit von Linken beherrschten Deutungsraum hatte auf dem Zettel, dass irgendwo da draußen noch die alte, still vor sich hin arbeitende Welt mit sehr vielen Menschen existierte.
Jetzt, wo Trump an seinem mangelnden Stallgeruch zu scheitern scheint, beginnt man erstmals behutsam die Bilder des Erdbebens zu ordnen. Einiges ist Trump nicht geglückt. Die Mauer ist nicht fertig, die Mexikaner mussten die fertigen Stückchen nicht bezahlen, das Außenhandelsdefizit ist nicht behoben, die Staatsverschuldung gewachsen. Aber seine Bilanz ist dennoch eindrucksvoll. To be „Great Again“ hatte er den Amerikanern versprochen. Und zweifellos – die USA sind heute wieder im Spiel. Jobs hatte er versprochen. Millionen davon geliefert. Die Jahrzehnte umschwafelte Steuerreform wollte er auf den Weg bringen. In Rekordzeit und in nie für möglich gehaltener Dimension war auch das erledigt. Investitionen wollte er in die Staaten zurückholen, TTIP canceln, China zu besseren Handelsbedingungen zwingen und so für mehr Gleichgewicht sorgen, Europa an seine zugesagten Beiträge zur NATO und zur internationalen Sicherheitspolitik erinnern, das wirtschaftspolitisch problematische Klimaabkommen verlassen. Done. Done. Done. Nebenbei wurden noch die militärischen Interventionen in aller Welt beendet, Steinzeitkommunisten wie Kim Jong Un eingenordet, zuletzt sogar der Nahostkonflikt mit diversen Friedensabkommen entschärft. Erstmals seit Eisenhower wurde kein neuer Krieg begonnen. In nur vier Jahren eine enorme Leistung. Und was sein Einkommen anbelangt – gratis.
“A nation’s highest duty is to its own citicens.” Donald Trump, World Economic Forum (WEF) 2020 in Davos:
Die Politprofis in aller Welt, allen voran die Deutschen rieben sich die Augen. Wie war diesem „Clown“ das gelungen? Und was sagt das über das eigene politische Talent aus? Was blieb, war der Griff in die propagandistische Mottenkiste. Über keinen einzigen der trumpschen Erfolge wurde öffentlich berichtet, dafür arbeitete man sich täglich 24 Stunden mit kaum verhohlenem Hass an seinem Äußeren, seinen unzweifelhaft schlechten Manieren und vor allem daran ab, dass er weder globale noch galaktische sondern schlicht amerikanische Interessen vertrat. Uncool zu sein war Einordnung genug.
Trump gibt – wie eigentlich immer – auch in der Niederlage keine besonders glückliche Figur ab. Sein Narzissmus hat seiner politischen Arbeit schon zuvor mehr geschadet als genutzt. Die Schwäche Bidens, nämlich in der Kontroverse kaum noch satisfaktionsfähig zu sein, geriet so im Wahlkampf der eigentlich keiner war, zur präsidialen Zurückhaltung. Es ist für den genauen Beobachter spürbar, dass Trump sich glaubhaft um die Früchte seiner Arbeit betrogen sieht. Dem linken Establishment sind Tricksereien in den dazu erforderlichen Dimensionen durchaus zuzutrauen. Allerdings sind die konkreten Verdachtsmomente für eine Wahlmanipulation insgesamt zu schwach und juristisch kaum belastbar. Linke Städter wählen überall oft per Brief und so können solche Kurven, wie die derzeit als Symbole der Manipulation herumgereichten, durchaus entstehen. Selten genug konnte irgendwo auf der Welt ein Wahlbetrug juristisch sattelfest nachgewiesen werden, selbst ein Honecker war sich der Wirkung der Manipulationsapparate unterhalb seiner eingeschränkten Wahrnehmungswelt nicht bewusst.
So steht also mit Biden ein Kandidat vor dem Sieg, der für nichts weiter steht, als der kleinste gemeinsame Nenner der Anti-Trumpisten zu sein. Eine Uraltfigur im Politikgeschäft, der mehrfach seine Inkompetenz, seine Bereitschaft zur Lüge unter Beweis gestellt und lediglich durch serviles Lavieren im Politbetrieb überlebt hat. Das wiederum dürfte den Kräften hinter ihm viele Optionen ermöglichen. Und so steht zu befürchten, dass der Globalisierungstsunami mit seinen vielen Kollateralschäden – wahrscheinlich demnächst unter Harris – nun ungehindert Fahrt aufnimmt. Der von den Republikanern gehaltene Senat könnte noch einige der trumpschen Umbauten über die nächsten Jahre retten, aber anders als bei den Demokraten, hinterlässt Donald ein enormes personelles Vakuum in seiner Partei. „I can‘t breathe“ hätte auch aus der zweiten Reihe unter Trump ertönen können. Hier ist Aufbauarbeit zu leisten.
Was womöglich nicht in den Geschichtsbüchern steht, die sich später mit dem Niedergang der westlichen Zivilisation beschäftigen werden, ist, dass durchaus einiges hätte anders laufen können, wenn ein paar Wähler mehr hinter der selbstdarstellerischen Großfresse Trump einen Menschen mit dem Gefühl fürs große Ganze hätten entdecken können. Womöglich hätte eine weiter ausgebaute Erfolgsbilanz gezeigt, dass freie Marktwirtschaft, kontrollierte Grenzen, nationale Rechtsräume, kontrollierte Migration, nationale Interessen und Globalisierung kein unauflösbarer Widerspruch sein müssen, vielleicht sogar, dass sie die unabdingbare Voraussetzung für ein friedliches Miteinander grundverschiedener Menschen sind.
Autor: [Rocco Burggraf – Gast]
Links:
Trump verhängt Strafzölle gegen China. Trump? Ach nein, das ist ja die EU!
Titelbid: The White House from Washington, DC, Public domain, via Wikimedia Commons
BESSER 100 JAHRE TRUMP ALS NUR EINEN TAG MERKEL UND DIE ALTPARTEIEN.
[Kommentar entschärft & gekürzt – admin]